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Die beiden schössen vier weitere Pfeile ab, die allesamt das Blattherz trafen. Die vier letzten bohrten sich in
Tippertons Ziel, während sein erster neben dem der Dämmen steckte.
Als sie vortraten, um die Pfeile einzusammeln, gesellte sich Wink zu Tipperton. »Tut mir leid, alter Freund. Du
hättest unentschieden schießen oder vielleicht sogar gewinnen können, wenn du nicht auf das falsche Herz
gezielt hättest.«
Beau sah Tipperton an, dessen Blick der Dämmen folgte. »Hm«, meinte er. »Ich glaube, hier sind mehr als nur
angeheftete Blattherzen durchbohrt worden.«
»Was?«, fragte Tipperton. »Entschuldige, ich war gerade mit meinen Gedanken woanders. Was hast du gesagt?«
»Nichts, nichts.« Beau drehte sich herum, sah Wink an und legte einen Finger an die Nase. Der andere Wurrling
antwortete mit einem Lupfen seiner Augenbrauen.
Tipperton zog die Pfeile aus dem weichen, korkartigen Holz, aus dem die Ziele geschnitten waren, und trat zu
dem anderen Heuhaufen. Sein Herz hämmerte, und seine Handflächen waren schweißnass. »Ich bin Tipperton
Thistledown«, sagte er.
Sie sah ihn mit ihren bernsteinfarbenen Augen an und lächelte strahlend, während sie ihm den fünften Pfeil
reichte. »Rynna Fenrush. Aber die meisten nennen mich Ryn.«
»Wie diesen Vogel, den Wren oder Zaunkönig?«
Rynna lachte perlend, und Tipperton hielt bei dem wundervollen Geräusch unwillkürlich den Atem an. »Nein,
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nein, Tipperton. Ryn, obwohl einige etwas anderes behaupten ...«
»Wie ich zum Beispiel.« Tipperton drehte sich herum und sah einen goldblonden Elfen vor sich stehen.
»Behände ist sie, und klein, und ihr Gefieder ist rotbraun und ihre Augen golden. Und sie zwitschert scharf,
wenn sie wütend ist. Wenn das nicht den Zaunkönig beschreibt...«
»Ach, Silberblatt, Ihr seid einfach nur eine große Spottdrossel!«, erklärte Ryn lachend, obwohl Tip das drohende
Funkeln in ihren perfekten, wunderschönen Augen bemerkte.
Bis ihm plötzlich etwas auffiel. »Sie hat Euch Silberblatt genannt!«
»Aye, in der Gemeinsprache werde ich so genannt, auf Sylvana Vanidar, und in Darda Erynian haben einige
noch andere Namen in ihren wohlklingenden Sprachen für mich.«
Aufgrund der Unsterblichkeit der Elfenrasse wirkte Vanidar wie ein schlanker Jüngling, obwohl er mehrere
Jahrtausende alt sein musste. Er war Coron gewesen, als die Baumgiganten des Greisenwaldes noch Schösslinge
gewesen waren. Sein goldblondes Haar reichte bis zu seinen Schultern und war mit einem einfachen Lederband
zurückgebunden, wie es die meisten Lian trugen. Er war in ein dunkelblaues Wams gekleidet, und trug einen
silbernen Gürtel, an dem ein Langmesser hing. Seine Füße steckten in weichen Lederschuhen, die ebenfalls blau
gefärbt waren, und er war über einen Meter achtzig groß. Obwohl er vollkommen entspannt dastand, strahlte er
die Geschmeidigkeit einer Raubkatze aus.
»Ich bin Tipperton Thistledown«, erklärte Tipperton und verbeugte sich. »Müller aus Gabelhain. Wenn auch in
letzter Zeit eher mit anderen Aufgaben betraut.«
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Silberblatt lächelte. »Ich weiß. Deswegen habe ich Euch gesucht, weil ich Eure Geschichte gern hören würde.
Aber zunächst...« Er drehte sich zu Rynna herum. »Würdet Ihr vielleicht dafür sorgen, dass Herr Tipperton und
Herr Beau ordentlich untergebracht werden? Und könntet Ihr sie danach zum Kriegsraum bringen?«
»Gern.« Rynna lächelte Tipperton an, dessen Herz einen Purzelbaum schlug.
Der Elf senkte den Kopf. »In einem Kerzenstrich.« Dann drehte er sich herum und ging zum Burgfried.
»Wo sind deine Sachen?«, erkundigte sich Rynna.
Tipperton sah Beau an, der mit den Schultern zuckte. »Vermutlich noch im Stall«, erklärte er dann und sah sich
suchend um. »Jedenfalls glaube ich, dass Loric und Phais die Pferde dorthin gebracht haben. Sie haben unsere
Sachen getragen.«
Rynna nickte und hakte Tipperton unter. »Dann gehen wir nachsehen.« Sie marschierte los über den Burghof
und zog den Bokker mit. Der schaute staunend auf ihren Arm in seinem und ... stolperte.
Als sie kurz danach durch die verschlungenen Korridore des Burgfrieds marschierten, fragte Tipperton, der seine
Bettrolle und seine anderen Habseligkeiten auf den Armen trug: »Warum sind so viele Wurrlinge in Caer
Lindor?«
Rynna knurrte leise. »Die Rukhs und die Hlöks und ihresgleichen haben uns hierhergetrieben.«
»Meiner Treu!«, stieß Beau hervor.
»Ja, wirklich, meiner Treu!«, antwortete Rynna bitter.
Sie führte die beiden Freunde in einen großen Korridor, sah Tipperton an und seufzte. »Wir haben in
Quellwasser gelebt, einem Dorf am Rissanin, hinter der Eryn-
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furt, in der Nähe der Quellen am Rand des Rimmengebirges.«
»Dem großen Bergmassiv.« Tipperton erinnerte sich an die Karte, die er studiert hatte.
»Ja. Nordöstlich von hier.«
Tipperton stöhnte.
»Nordöstlich?«, fragte Beau. »Das ist doch der Weg nach Aven, stimmt's?«
»Aven? Ja. Jedenfalls wäre es der Weg, wenn nicht eine bösartige Horde ihn versperren würde. Aven selbst liegt
jedoch weit weg von Quellwasser. Noch hinter Riamon.«
»Entschuldige, Ryn«, meinte Beau. »Ich habe dich unterbrochen.«
»Macht nichts.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es gibt ohnehin nicht viel zu erzählen, Beau. Wie gesagt, unser
Dorf liegt etwa fünfzig Werst stromaufwärts, am Rissanin, oder vielmehr, es lag dort. Denn es existiert nicht
mehr. Die Horde hat es vollkommen vernichtet. Wir sind vor ihrem Eintreffen gewarnt worden, und nur die
Hälfte von uns hat den ersten Angriff überlebt.« Rynna bog nach links in einen weiteren Quergang ein. Dann
ballte sie eine Hand zur Faust. »Diejenigen von uns, die im Umgang mit Waffen geübt waren, blieben zurück
und kämpften. Wir haben den Vormarsch des Gezüchts aufgehalten und sie in die Irre geführt, während die
Alten, Bokker und Dämmen, manche mit Säuglingen auf den Armen, sich nach Darda Erynian in Sicherheit
gebracht haben. Dorthin, wo die Elfen und die Verborgenen leben.«
Beau schluckte, sagte aber nichts.
»Nachdem wir die Flucht der anderen gesichert hatten, haben wir uns immer wieder aus dem Hinterhalt auf den
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Feind gestürzt, und vor allem Patrouillen angegriffen. Aber es waren zu viele, obwohl wir uns gut geschlagen
haben.«
Rynna seufzte. »Doch ganz gleich, wie gut wir unsere Hinterhalte planten, wir hatten immer Verluste.
Schließlich ...« Sie blieb unvermittelt vor einer Tür stehen. »Oh, wir sind da.«
Rynna löste die Schlinge von einem Türschloss. »Ihr könnt euch hier einrichten«, meinte sie und stieß die Tür
auf. Der Raum war klein, aber nur an dem Maßstab eines Menschen oder Elfen gemessen. Für einen Wurrling
war er völlig ausreichend.
»Das waren angeblich Gebetszellen der Elfen«, erklärte Rynna. »Jedenfalls hat man mir das gesagt.« Sie ging
hinein, und Tipperton und Beau folgten ihr. »Sie haben jemanden verehrt, den sie den Großen Schöpfer
nannten.«
»Wir haben von dem Großen Schöpfer gehört«, erklärte Tipperton. »Aber ... erzähl deine Geschichte weiter.«
»Es gibt nicht mehr viel zu erzählen. Als wir in die Wälder getrieben wurden, war uns klar, dass wir Hilfe
brauchten, um die Horde besiegen zu können. Also sind wir hierher gekommen. Sag mal, ist das eine Laute?« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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